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Musikgeschichtliches

Romantischerweise könnte man sagen, dass es eine internationale Liebe war, die zur Entstehung des deutschen Minnesangs führte. Friedrich Barbarossa schloss im Jahre 1156 mit Beatrix von Burgund die Ehe und so kam es, dass nach dem Vorbild der nordfranzösischen Trouvères deren einer Beatrix Hofstaat angehörte, bald kunstvolle, einstimmige, weltliche, deutsche Minnelieder entstanden.
Die Sänger trugen mit Fidel oder Harfe selbstbegleitet in erster Linie Liebes- oder auch politische Lieder vor. Der Inhalt der politischen Lieder hing nach dem Motto "Wes Brot ich ess, des Lied ich sing" stark von der Herrschaft ab, in deren Dienst der Sänger stand. Nachdem die Liebeslieder an meist verheiratete, adelige "frouwen" gerichtet waren, mussten sie natürlich Unerfüllbarkeit des Begehrens und "staete" (tugendhafte Beständigkeit) der Frau zum Thema haben. Eine Ausnahme dazu stellten die Tagelieder, welche Situationen nach einer Liebesnacht schilderten, dar. Das heute bekannteste dieser Tagelieder dürfte wohl "Under der Linden" von Walther von der Vogelweide sein.
Weitere Vertreter des Minnesangs waren u. A. Heinrich von Veldeke, Friedrich von Hausen, Wolfram von Eschenbach, Tannhäuser, Ulrich von Lichtenstein, Reinmar von Zweter, Heinrich von Meißen, Gottfried von Straßburg, Reinmar von Hagenau, Heinrich von Morungen, Neithart von Reuental und Oswald von Wolkenstein, mit dessen Tod 1445 der letzte Minnesänger lange nach Ende der Blütezeit des Minnesangs (um 1220) starb.
Von den Minneliedern überliefert sind meist nur die Texte, so z.B. in der bedeutenden Liedersammlung, welche die Kaufmannsfamilie Manesse anfertigen ließ. Der prachtvolle Band enthält zwar neben Texten zahlreiche Bilder, aber keine Noten.

 

Im Bereich der kirchlichen Musik stellte sich im 12. und 13. Jahrhundert eine Entwicklung ein, die mit der Entstehung der großen gotischen Kathedralen zusammenfiel. Ausgehend vom einstimmigen Choral, dessen Verbreitung von Papst Gregor um 600 erfolgreich forciert worden war und nach ihm auch seine Bezeichnung ("gregorianischer Choral") erhielt, wurde parallel zu baulicher Pracht nun mit Mehrstimmigkeit eine prachtvolle Musik entwickelt. Paris war mit der Musikpflege von Nôtre-Dame dabei ein wichtiges Zentrum.
Neu entwickelte Liedformen waren Organum, Conductus und Motetus. Als Unterstimme, die man abgeleitet von "tenere" (=halten) mit "Tenor" bezeichnete, diente beim Organum ein gregorianischer Choral - zunächst in langen Haltenoten - über dem eine Oberstimme in kürzeren Notenwerten gesungen wurde. Später wurde dann damit begonnen, Passagen einzufügen, in denen Ober- und Unterstimme rhythmusgleich waren. Durchweg rhythmusgleich sind Ober- und Unterstimme beim Conductus, dessen Tenor allerdings neu komponiert, also nicht gregorianisch war. Kennzeichnend für den Motetus war, dass jede musikalische Stimme einen eigenen Text zu singen hatte, was wohl daher rührte, dass die Texte stets unter die schon vorhandenen unterschiedlichen Melodien der Stimmen gelegt wurden.

 

Ein Wendepunkt nicht nur in der allgemeinen, sondern auch in der Musikgeschichte stellte das 15. Jahrhundert mit dem Einsetzen der Epoche der Renaissance dar. Im Zentrum des Austausches zwischen Paris, Florenz und England stand damals das Herzogtum Burgund, das unter Philipp dem Guten und Karl dem Kühnen an Einfluß und Reichtum gewinnen konnte. In diesem Zusammenhang kamen dort auch Kunst und Musik zu einer nahezu unbeschreiblichen Blüte. Die heute französischsprachige Provinz Heinaut (damals "Hennegau"), die Teile Nordfrankreichs und Walloniens umfasst, brachte eine Reihe von Musikern hervor, deren Stil in Europa bis ins 16. Jahrhundert hinein vorherrschend werden sollte. Man spricht hierbei auch von den franko-flämischen Meistern (Guillaume Dufay, Gilles Binchois, Johannes Ockeghem, Jakob Obrecht, Josquin de Près, Heinrich Isaak, Nicolas Gombert, Jacobus Clemens non Papa und den in Italien gewirkt habenden Adrian Willaert, Philipp Verdelot, Jakob Arcadelt und Cyprian de Rore).
Kennzeichnend für diese Musiker und Komponisten war das Ausarbeiten immer strengerer Normensysteme, welche die mehrstimmige Musik leichter und gefälliger machen sollten. Wohlklang, nicht wie bis dato nach mathematischen Regeln, sondern allein nach dem Höreindruck definiert, ist Ziel dieser Musik. (Die damals entwickelten Normensysteme stellen den Beginn unserer heutigen Harmonielehre dar!)

Im weltlichen Bereich war die Chanson eine beliebte Gattung dieser Zeit. Sie war meist mehrstimmig angelegt, wobei es sich durchsetzte die Hauptstimme als Oberstimme zu verwenden. Typisch war zunächst eine vokal-instrumental gemischte Vortragsweise, die dann aber mit der zunehmenden Bevorzugung rein vokalen Musizierens in den Hintergrund rückte.
Aufgegeben wurde das Singen von Motetten mit gleichzeitigem Vortrag verschiedener Texte. Auf die weltliche Motette wurde gar komplett verzichtet. Prägend wurde die neue geistliche Motette, deren melodischer Aufbau sich nach dem textlichen Inhalt in den einzelnen Abschnitten zu richten hatte und deren Komposition mit der geforderten fließenden Verbindung der einzelnen Teile eine reizvolle Aufgabe darstellte. Diese neue Motettenform übte wiederum Einfluss auf Messe, Passion, protestantischen Choral (geistliche Gattungen), aber auch auf Madrigal, Villancico, deutsches Chorlied (weltliche Gattungen), sowie Kanzone und Ricercare (instrumentale Gattungen) aus.

Einem hohen Maß an Beliebtheit konnte sich im 15. und 16. Jahrhundert auch der patrizisch-aristokratische Tanz erfreuen, zu dessen Ausübung häufig eigene Tanzhäuser zur Verfügung standen. Beginnend mit eleganten Schreittänzen konnten sich die Damen und Herren in den flotten Nachtänzen richtig austoben ja bis in Ekstase bewegen.
Die Basse danses stellten ein Beispiel für den eleganten Beginn dar. Sie waren, wenn auch alle von Eleganz geprägt, verschiedenen Charakters und wurden relativ frei musiziert, was sich daraus schließen lässt, dass hier allenfalls Melodien (ohne Rhythmus) überliefert sind. Im 16. Jahrhundert wird die Basse danse dann nach und nach von der Pavane abgelöst, die als ausgesprochener Prunktanz mit ihrem zweiteiligen Rhythmus einen besonders erhabenen Ausdruck beim Schreiten ermöglicht.
Als Nachtanz wurde z. B. in der Lombardei gegen Ende des 15. Jahrhunderts die Gaillarde als ausgelassener und draufgängerischer Tanz entwickelt. Oft stand am Ende des Vortanzes auch nur der Vermerk für die Musiker einen Nachtanz zu spielen in dem das vorangegangene Stück mit veränderter Proportion wiederholt werden soll. So waren statt ausnotierten Stücken nur Anweisungen wie "Nachdanncz", "Proporz", "SprungDrauff", "Hupfauf" oder "Volget der Hopeldantz" zu lesen.
Überliefert sind uns einige Tanzstücke z. B. aus den 1550er Jahren in den Ausgaben von Tielmann Susato, der als wohl bedeutendster Notendrucker seiner Zeit im Handelszentrum Antwerpen wirkte. Bereits vorher war Pierre Attaignant in Paris tätig. Beschreibungen der Tänze (Pavane, Gaillarde, Branle, Courante, Allemande, Basse danse, Tourdion,...) sind z. B. in dem Musiktraktat "Orchésographie", das Thoinot Arbeau 1588 herausbrachte, zu finden. In Deutschland wurde eine große Sammlung von 312 Tänzen und Tanzsuiten zu 4 bis 6 Stimmen 1612 von Michael Praetorius herausgegeben.

Prachtvoll getanzt wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts auch unter Königin Elisabeth I. in England. Schon zu Beginn des Jahrhunderts hatte hier unter Heinrich VIII. eine glanzvolle Epoche eingesetzt, die mit William Byrd, Thomas Morley, John Bull, John Dowland und Orlando Gibbons große Komponisten hervorbrachte. Madrigale, Chansons, Kanzonetten und Villanellen zunächst nach franko-flämischem, dann nach italienischem Vorbild, aber stets mit traditionell englischem konsonantem Vollklang, entstanden en masse. Gruppentänze - teils im Kreis, in Gassen oder mit wechselnder Paarbildung - erfuhren unter Elisabeth I großen Zuspruch. Um 1600 gelangten sie nach Deutschland, aus dem der Schwedenkönig Gustav Adolf 1632 berichtete, er habe sich bei den Fuggern in Augsburg "etliche Stunden lang mit Englischen und Deutschen Tänzen erlustigt". 1651 wurde von John Playford erstmals eine Sammlung dieser Tänze ("The English Dancing Master") herausgegeben.

 

 

Quellen:

Bachfischer, Margit: Musikanten, Gaukler und Vaganten. Spielmannskunst im Mittelalter. Battenberg. Augsburg 1998.

Brockhaus, Heinz Alfred: Europäische Musikgeschichte. Band 1. Europäische Musikkulturen von den Anfängen bis zur Spätrenaissance. Verlag das europäische Buch. Westberlin 1985.

Busch-Hofer, Roswitha / Grüneis, Ferdinand: Altenglische Country Dances. Tanzbeschreibungen und Instrumentalsätze. Musikedition Grüneis.

Dietel, Gerhard: Musikgeschichte in Daten. dtv und Bärenreiter-Verlag. Kassel 1994.

Ehrmann-Herfort, Sabine / Fischer, Ludwig / Schubert, Giselher (Hrsg.): Europäische Musikgeschichte 1. Bärenreiter-Verlag. Kassel 2002.

Nestler, Gerhard: Geschichte der Musik. 5. Auflage. Atlantis - Schott. Mainz 1997.